Zerreiche (Quercus cerris)

Alles von der Pflanzung über die Pflege bis hin zum Holz!


Zerreiche (Quercus cerris) | Oktober-2024

Quercus cerris

Herkunft: ohne  

Qualität: 1/1 im Container 

Größe: 30-50cm

Versand: ab 08. Oktober 2024 / oder Absprache 

 

   

ab 1,75€ je Pflanze
 

46,35 €

  • 7 kg
  • verfügbar
  • Versand siehe Artikelbeschreib.1


Kurz und knapp

  • Bis 35 m hoher Laubbaum, welcher ursprünglich in Süd- bis Südosteuropa und Kleinasien beheimatet war und heute, auch im Zuge des Klimawandels, Anklang in der deutschen und österreichischen Forstwirtschaft findet 
  • Verfügt über eine äußerst breite ökologische Amplitude und ist tolerant gegenüber Trockenheit, nährstoffarme und mäßig saure Böden 
  • Im Vergleich zur hier heimischen Stieleiche (Q. robur) besitzt das Holz einen breiteren Splint und einen dichteren, härteren, mehr rotbrauneren Kern und erreicht wie sein deutscher Gattungsvertreter sehr gute Bauholzqualitäten 
  • Besitzt ein sehr rasches Jugendwachstum und wird als geeignete Baumart in agroforstlichen Systemen angesehen 
  • Bisherige vereinzelte Versuchsanbauten in Brandenburg zeigten sehr gute Ergebnisse und wiesen auf eine hohe Anpassungsfähigkeit und eine höhere Ertragsleistung im Vergleich zur den heimischen Eichen auf dem Standort hin (Q. cerris = 414 m3/ha, Q. robur = 385 m3/ha)

Vorteile:

+ bodenvag, toleriert eine große Bandbreite an Standorten

+ äußerst hitze- und dürreverträglich

+ raschwüchsig

 

Nachteile:

- frostempfindlich

- schwankende, teilweise minderwertige Holzqualität



Zerreiche - Steckbrief

Wuchs

Aussehen (Habitus)

Locker kegelförmige, später hochgewölbte Krone, dunkelgraue, dicke Borke tief längsrissig gefurcht

Höhe 30 – 35 m
Durchmesser (BHD) 0,6 – 0,8 m

Wuchstempo

Mäßig (in der Jugend raschwüchsig)
Wurzelsystem Herzwurzler
Lebenserwartung   Ca. 200 Jahre
Hiebreife 80 – 120 Jahre

Standort

Verbreitung Südeuropa bis Kleinasien
Boden Mäßig frisch bis trocken, tiefgründig, basenreich
pH-Wert 5 – 7,5
Nährstoffbedarf niedrig – mäßig
Wasserbedarf niedrig
Lichtbedarf mäßig (Halbschattenbaumart)
Jahrestemperatur (Ø) 6 – 15 °C
Trockenheitstoleranz hoch
Staunässetoleranz mäßig – hoch
Frosthärte mäßig

Pflanzung

Pflanztermin Herbst
Pflanzabstand 2 x 1 m; 2 x 2 m
Verbiss

hoch

Konkurrenzkraft

niedrig - mäßig

Holz

Aussehen Braun, häufig rosa bis rötlicher Kern, grobe Textur
Rohdichte 600 – 1000 kg/m³
Besonderheit

Qualität variiert stark nach Herkunft

Verwendung

Innenausbau, Schiffsbau, Wasserbau, Papier- und Zellstoffindustrie

Blatt

Form Länglich-eiförmig, sehr ungleichmäßig gebuchtet und gelappt, grob gezähnt
Größe 6 – 14 cm lang
Herbstfärbung

Gelbbraun bis rötlich

Laub

sommergrün

Blütenstand

Form Kätzchen
Farbe Grün bis rötlich
Größe

5 - 10 cm lang, einzelne Blüten unscheinbar

Blütezeit

April - Mai

Frucht

Form Eicheln länglich eiförmig und bis zur Hälfte im Fruchtbecher
Farbe braun
Größe 2,5 – 3 cm lang
Reife September – Oktober im Folgejahr
Essbar ungenießbar

Beschreibung

Die wärmeliebende Eichenart des mediterranen Südosteuropas und Kleinasiens kommt bis auf vereinzelte Vorkommen nicht auf natürliche Weise in Deutschland vor.  Durch die kommenden klimatischen Veränderungen werden allerdings passende Bedingungen für den Anbau der Zerreiche in Deutschland geschaffen. Diverse erfolgreiche Anbauversuche unterschiedlicher Varietäten in Brandenburg (Prenzlau), Nord-Frankreich und auf den Britischen Inseln bezeugten eine Anbauwürdigkeit außerhalb ihres Verbreitungsgebiets, weshalb sie momentan auch im deutschen Forstvermehrungsgutgesetz zu finden ist. Im Vergleich zu den heimischen Stiel- und Traubeneichen ist sie trocken- und schattentoleranter, ähnlich frosthart und kann je nach Varietät dieselbe und höhere Wuchsleistung vorzeigen. Die Holzqualität kann aber je nach Herkunft stark variieren.

 

Quercus cerris erreicht eine Höhe von 30 – 35 m bei einem Brusthöhendurchmesser von 0,6 – 0,9 m. Sie erreicht ein durchschnittliches Alter von 200 Jahren.

 

Potenzielle Rolle im Klimawandel

Die Zerreiche kommt ausgezeichnet mit längeren Trockenperioden zurecht und verträgt im Gegensatz dazu auch humides Klima. Trotz ihrer bevorzugt sommerwarmen Standorte toleriert sie ausgeprägt winterkaltes Klima von bis zu -20 °C. Die potenziellen Anbaugebiete in Deutschland werden mit der Klimaerwärmung zunehmen, ohne die warm-trockene Grenze der Zerreiche zu überschreiten.

 

Ökologie & Standort

Unter den Eichenarten zeichnet sich Q. cerris durch eine hohe Toleranz bei der Nährstoff- und Wasserversorgung aus. Unter den alternativen Eichenarten gilt sie als die toleranteste gegenüber Staunässe, wenn diese auch nicht vergleichbar ist mit der der heimischen Eichenarten. Wie letztere auch, besiedelt sie unter anderem sehr schwere, tonige Böden. Flachgründige und kalkreiche Böden werden auch besiedelt, jedoch stark unter Einbußen der Wuchsleistung. Bevorzugt werden insgesamt mäßig frische bis sehr trockene, tiefgründige Böden mit hoher Basensättigung. Ihre Schattentoleranz ist höher als bei den meisten Verwandten, aber niedriger als die der Roteiche (Quercus rubra).

 

Als Herzwurzler grenzt sie sich von den typischerweise pfahlwurzelnden Eichen ab. In der Jugend zeichnet sie sich besonders durch ihr rasches Wachstum aus.

 

Schadfaktoren

Vor allem die für viele Eichenarten typischen Schaderreger Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) und Schwammspinner (Lymantria dispar) treten unter den Insekten häufig bei der Zerreiche auf. Pathogene Pilze treten hingegen nur bei geschwächten Exemplaren auf, ebenso wie Komplexkrankheiten wie das „Eichensterben“, wovon die Zerreiche auch nicht verschont bleibt. Wurzelfäule kann auf nassen Standorten und bei mechanischen Schäden auftreten. Wie der Großteil der Eichenarten wird auch Q. cerris gerne vom Wild verbissen.

 

Des Weiteren ist sie anfällig bei Frost, besonders gegenüber Frostrissen.

 

Waldbauliche Behandlungsempfehlung

Als Verjüngungsmethoden bieten sich sowohl Pflanzung als auch Saat im Bestand an. Waldbesitzer mit bereits etablierten Altbäumen profitieren durch die hohe Verjüngungsfreudigkeit der Zerreiche, wodurch eine natürliche Verbreitung problemlos erscheint.

  • Pflanzung: 1.000 – 2.000 Stk./ha, bevorzugt in Bestandeslücken oder auf Freiflächen
  • Pflege: Förderung von 100 – 150 geradschaftigen Bäumen mit 8 – 10 m Abstand, Kronenschluss zur Astreinigung erhalten und Mischbaumarten regulieren
  • Z-Baumauswahl (ab 6 m): 50 – 100 Z-Bäume/ha mit 10 – 15 m Abstand; Durchforstungen alle 5 Jahre unter Berücksichtigung der Mischbaumarten 

Holzeigenschaften und Verwendung

Das schwere, leicht zu bearbeitende Holz der Zerreiche ähnelt im Aussehen dem heimischen Eichenholz, besitzt aber eine noch gröbere Textur sowie oft einen rosafarbenen bis rötlichen Kern. Die Eigenschaften und Qualitäten schwanken je nach Herkunft sehr stark, südliche Variationen gelten als höherwertig. Allgemein wird es als deutlich minderwertiger gehandelt als andere Eichenhölzer, da es unter anderem weniger witterungsbeständig und nicht dauerhaft ist.

 

Gute Qualitäten finden jedoch vielerlei Anwendung im Innenausbau sowie im Schiffs- und Wasserbau. Es wird häufig als Brennholz und in der Papier- und Zellstoffindustrie verwendet.



Bilder



Quellen

Bayrische Forstverwaltung für Wald und Forstwirtschaft (2020): Praxishilfe, Band II – Klima, Boden, Baumartenwahl. Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan. LWF Wissen.

 

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (2017): Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe – eine Stoffsammlung. Forst BW.

 

Kätzel, R. et al. (2012): Untersuchungen zu Vitalität, Wuchsleistung und Holzqualität von Zerr-Eichen (Quercus cerris L.) im Kommunalwald von Prenzlau. Archiv f. Forstwesen und Landsch. ökol. 46 (2012) 3: 125-132.

 

Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.

 

Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.