Weißtanne (Abies alba)

Alles von der Pflanzung über die Pflege bis hin zum Holz!


Weißtanne (abies alba) | Februar 2024

 

Abies alba

Herkunft: 

Qualität: 3-jährig 2/1 im Container 

Größe: 12-20cm

Versand: ab 27.02.2024 / oder Absprache 

   

ab 1,54€ je Pflanze
 

59,75 €

  • 5 kg
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Kurz und knapp

  • Typische Baumart des montanen Bergmischwaldes Mittel- bis Südeuropas (bis fast 2.000 m ü. NN), dessen nacheiszeitliche Rückwanderung durch anthropogene Einflüsse unterbrochen wurde und sie in natürliche, südeuropäische Refugien zurückgedrängt wurde
  • Auf geeigneten Standorten eine wirtschaftliche und klimatisch robustere Alternative zur heimischen Fichte (Picea abies), die auch nasse, kalte und sehr schwere Böden toleriert
  • Extrem schattentolerant, kann auch bei einer Freistellung nach mehreren Jahren im Unterstand sehr gute Wuchsleistungen erzielen
  • Regeneriert sich gut von länger andauernden Trockenperioden, meidet aber grundsätzlich zu trockene und zu warme Standorte
  • Harzfreies, chemisch äußerst beständiges Holz ähnelt dem Fichtenholz und besitzt vergleichbare Festigkeitseigenschaften, womit es sich ausgezeichnet als Bau- und Konstruktionsholz eignet

Vorteile:

+ kommt mit einer Vielzahl an Böden, z. B. auch nasse Böden, zurecht

+ extreme Schattenverträglichkeit macht sie konkurrenzstark zur Buche und sehr vielseitig

+ anspruchslos in der Nährstoffversorgung

+ ausgezeichnetes Bau- und Konstruktionsholz

 

Nachteile:

- wächst sehr langsam

- empfindlich gegenüber Spätfrost

- verträgt Trockenheit nur bedingt gut



Weißtanne - Steckbrief

Wuchs

Aussehen (Habitus)

Breit kegelförmige, später abgeflachte Krone, geradschäftig walzenförmig, weißgraue, glatte Rinde später rau und grobrissig

Höhe 50 – 65 m
Durchmesser (BHD) 0,8 – 2 m

Wuchstempo

Langsam (später mäßig raschwüchsig)
Wurzelsystem Pfahl-, später Herzwurzler (tiefreichend)
Lebenserwartung   500 – 600 Jahre
Hiebreife 90 – 130 Jahre

Standort

Verbreitung Heimisch (Mittel- bis Südeuropa)
Boden Relativ anspruchslos; feucht (auch pseudovergleyt bis vergleyt), tiefgründig, nährstoffreiche Humusauflage, leicht sauer
pH-Wert 5,5 – 7,5
Nährstoffbedarf niedrig - mäßig
Wasserbedarf hoch (luftfeucht)
Lichtbedarf Schattenbaumart
Jahrestemperatur (Ø) 6 – 10 °C
Trockenheitstoleranz niedrig - mäßig
Staunässetoleranz mäßig - hoch
Frosthärte mäßig (spätfrostgefährdet)

Pflanzung

Pflanztermin Frühjahr
Pflanzabstand 2 x 2 m
Verbiss

sehr hoch

Konkurrenzkraft

mäßig - hoch

Holz

Aussehen Unscheinbar, matt rötlich bis gelblich-weiß mit ausgeprägter Jahrringstruktur, kein Harz
Rohdichte 410 – 520 kg/m³
Besonderheit

Leichtes Holz welches als gute Alternative zu Fichtenholz gehandelt wird

Verwendung

Möbel, Türen, Fußböden, Bauholz, Furnierholz, Fassaden, Zäune

Nadeln

Form Kammförmig gescheitelt, stumpf
Größe 1,2 – 3 cm lang, 0,15 – 0,25 cm breit
Farbe

Glänzend dunkelgrün, Unterseite weiß

Laub

immergrün

Blüte

Form Zylindrische Zäpfchen
Farbe Rötlich (♂), hellgrün  (♀)
Größe

2 - 2,5 cm lang (♂), 2,5 - 3 cm (♀)

Blütezeit

Mai - Juni

Frucht

Form Zylindrisch, aufrecht am Trieb
Farbe Bronzegrün, später braunrot bis violett
Größe 10 – 16 cm lang, bis 3 cm breit
Reife September - Oktober

Beschreibung

Ursprünglich war die Weißtanne es Charakterbaumart des montanen Bergmischwaldes bis 2.000 m ü. NN in vielen Waldgesellschaften Mittel- und Südeuropas. Durch zahlreiche anthropogene Einflüsse (Übernutzung, Rodung), den verstärkten wirtschaftlichen Anbau von Fichtenbeständen, die Kahlschlagwirtschaft, hohe Wilddichten und das Tannensterben (Schwefeldioxid-Immissionen) wurde das natürliche Verbreitungsgebiet, dessen nördliche Grenze in Deutschland das Erzgebirge ist, drastisch reduziert. Für lange Zeit blieben die restlichen Vorkommen isoliert in ihren natürlichen Rückzugsgebieten (Südlicher Balkan, Pyrenäen, nördliche Apennin). Im Zuge der naturnahen Waldwirtschaft wird sie allerdings in den letzten Jahren verstärkt wieder angebaut, um die labilen Fichtenreinbestände in den Bergregionen in stabile, natürliche Bergmischwälder (Plenterwälder) umzuwandeln. Hierbei fallen die zahlreichen positiven Eigenschaften der Weißtanne, auch im Vergleich zur Fichte (Picea abies), auf, welche nicht nur naturnah, sondern auch ökologisch sowie ökonomisch immer interessanter werden.

 

A. alba kann mächtige Dimensionen erreichen. Im Optimum sind bis 65 m Höhe möglich bei einem Alter bis zu 600 Jahren.

 

Potenzielle Rolle im Klimawandel

Die möglichen Anbaugebiete der Weißtanne werden durch die kommenden und bereits ablaufenden Klimaveränderungen reduziert, da sie trotz einer gewissen Trockenheitstoleranz wärmegetönte, sehr trockene Regionen, welche mit dem Klimawandel flächig zunehmen werden, meidet. Untersuchungen in der Schweiz weisen aber auf hohe Toleranzen gegenüber Hitze und Trockenheit hin, womit sich ihr Anbauspektrum potenziell noch positiv ändern kann. Hier ist weiterhin Herkunftsforschung nötig.

 

Auf den für sie geeigneten Standorten ist sie trockenheitstolerant, äußerst sturmfest und deutlich bodenvager als die heimische Fichte. Als Mischbaumart kann sie zusätzlich erstaunliche Zuwachsleistungen erzielen. Durch ihre enorme Schattentoleranz ist sie waldbaulich unglaublich vielseitig und wird als wichtige Mischbaumart in den montanen Plenterwäldern zusammen mit der Rotbuche (Fagus sylvatica) und der Fichte (Picea abies) gehandelt.

 

Durch ihre Langlebigkeit stellt die Weißtanne einen wichtigen Habitatbaum für Totholz- und Höhlenbewohner dar, die Faunagesellschaften unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Fichte. Ihre basenreiche Rinde ist ein wichtiges Wuchssubstrat für zahlreiche Flechtenarten. Ihr weitreichendes Wurzelwerk vergrößert das Porensystem und verbessert den Erosionsschutz, die Versickerung und die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens. Die Nadelstreu ist gut zersetzbar und bodenpfleglich.

 

Ökologie & Standort

An die Nährstoffversorgung und den pH-Wert des Bodens werden keine spezifischen Anforderungen gestellt. Sie gedeiht auf kalkreichen sowie auf sauren Böden, erschließt sehr schwere Böden gut und kommt als eine der wenigen Baumarten sehr gut mit stau- und grundwasserbeeinflussten Standorten zurecht. Grund dafür ist das sehr kräftige und tiefreichende Pfahlwurzel-, später Herzwurzelsystem, welches einen sehr großen Wurzelraum zur Wasser- und Nährstoffgewinnung erschließen kann.

 

Der wichtigste Ausschlussgrund wäre ein mangelnde Wasserversorgung, da die Weißtanne einen sehr hohen Wasserbedarf hat. Sehr trockene Standorte werden gemieden. Ein optimales Wachstum zeigt sie auf feuchten, tiefgründigen Böden mit nährstoffreicher Humusauflage. Auf diesen Standorten zeigt sie auch eine hohe Konkurrenzkraft.

 

Ebenso werden zu warme Regionen gemieden, sie bevorzugt sommerkühle und luftfeuchte Lagen mit geringer Frostgefährdung.

 

Schadfaktoren

Die biotische Schadanfälligkeit von A. alba hängt stark mit den Klimabedingungen und deren potenziellen Stresssituationen zusammen. Befallen wird sie von diversen rindenbrütenden Käferarten (Kleiner Tannenborkenkäfer, Krummzähniger Tannenborkenkäfer, Tannenrüssler) und an Trieben oder Nadeln saugenden Insekten. Bei Letzteren ist die Tannentrieblaus zu nennen, welche bei geschwächten Jungbeständen invasiv wirkt und zu Wuchsdeformationen und dem Absterben der Bäume führt. Altbäume reagieren empfindlich auf einen Hallimasch-Befall.

 

Die Weißtanne ist höchst empfindlich gegenüber Verbiss. Schutzmaßnahmen sind unbedingt erforderlich.

 

Eine große Empfindlichkeiten zeigt sie gegenüber Spätfrost (besonders Jungpflanzen) und besonders gegenüber Immissionen (SO2 = Tannensterben).



Waldbauliche Behandlungsempfehlung

Durch ihr spezielles Wuchsverhalten, ihre niedrigen Standortsansprüche und ihre Durchwurzelung bieten sich auf geeigneten Standorten viele Optionen in der Bestandesbegründung. Da sie äußerst schattentolerant ist und eine hohe phänotypische Plastizität besitzt, kann sie sich an viele Bestandesverhältnisse und Wuchsbedingungen anpassen. So kann sie auf Freiflächen (mit Seitenschutz!), unter Altholzschirm als Voranbau, am Hang oder unter lockerem Vorwald truppweise gepflanzt oder gesät werden. Dabei wird der Pflanzverband von 2 x 2 m je nach Kleinstandort variiert. Als gut geeignet erweisen sich 5-jährige, 20 – 40 cm hohe Sämlinge. Besonders der Voranbau bietet sich an, da so die Weißtannen vom Schirm des Altbestandes geschützt werden und einen Wuchsvorsprung gegenüber den später zu pflanzenden Hauptbaumarten erhalten.

 

Die Pflege verläuft punktuell (Verbissschutzmaßnahmen!), Mischbaumarten sollten im Mindestabstand von 8 – 10 m erst beim Erreichen der Dickung gepflanzt werden. Je Hektar werden 100 – 150 Z-Bäume ausgewählt und von Bedrängern befreit. Danach erfolgen regelmäßige Begutachtungen (ca. alle 5 Jahre) und gegebenenfalls Eingriffe. Ab einer Durchschnittshöhe von 16 m wird mit einer Wertastung begonnen. Die Zielstärke ist ab einem BHD von 60 cm erreicht.

 

Die Weißtanne ist in Bergmischwäldern hervorragend für den Plenterwald geeignet. Hier sind die Rotbuche (Fagus sylvatica) und die Fichte (Picea abies) die passenden Gesellschaftsbaumarten, da sie hier auch die besten Wuchsleistungen zeigt.

 

Holzeigenschaften und Verwendung

Optisch und auch in den Festigkeitseigenschaften ähnelt das Tannenholz dem des Fichtenholz, besitzt allerdings keine Harzkanäle. Es ist matt rötlich bis gelblich weiß und besitzt eine ausgeprägte Jahrringstruktur. Splint- und Kernholz sind farblich nicht voneinander zu unterscheiden. Durch seine hervorragenden Eigenschaften bietet es sich für zahlreiche Verwendungen an, wird aber momentan noch deutlich unter Wert verkauft. Unbehandelt ist es nicht dauerhaft und nicht witterungsfest, ist aber leicht zu bearbeiten.

 

Im Gegensatz zum Fichtenholz ist es durch die fehlenden Harzkanäle auch für den Einsatz als Ausstattungsholz im Innenausbau (Möbel, Türen, Fenster, Böden) geeignet und ist ein ausgezeichnetes Bau- und Konstruktionsholz.


Bilder



Quellen

Bayrische Forstverwaltung für Wald und Forstwirtschaft (2019): Praxishilfe – Klima, Boden, Baumartenwahl. Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan. LWF Wissen.


Frank. A.; Brang, P.; Heiri, C.; Sperisen, Ch. (2017): Waldbau mit Weisstanne in der Schweiz: Heutiger Stand, Potenziale und Risiken. Der Dauerwald - Zeitschrift für naturgemässe Waldwirtschaft, Nr. 55 (Februar 2017), S. 36-41.


GD-Holz (2020): Tanne -Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/tanne.html.


George, J.; Eberhardt, M.; Weißenbacher, L.; Hofmann, M. (2018): Eignung von Abies alba im Klimawandel 6/2018: 12-14.


John, R. (2011): Tannen-Rindennekrose in Baumhölzern. AFZ-DerWald 11/2011, S. 30–33.


Muck, P.; Borchert, H.; Elling, W.; Hahn, J.; Immler, T.; Konnert, M.; Walentowski, H.; Walter, A. (2008): Die Weißtanne – ein Baum mit Zukunft. LWF aktuell 67, S. 56 – 58.


Petercord, R. (2011): Von Donnerbüschen, Rüsslern, Saurem Regen und Rehen – zur Waldschutzsituation der Weißtanne. LWF Wissen 66, S. 28 – 40.


Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.


Schüler, S.; Schreck, M. (2015): Das Leben der Tanne außerhalb der Weihnachtszeit. Pressemitteilung des BFW vom 22.12.2015, Bundesforschungszentrum für Wald, Wien.


Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.


Senn, J.; Häsler, H.; Brang, P.; Zingg, A. (2007): Verbiss der Weisstanne durch Huftiere. Vom Kleinstandort beeinflusst. Wald Holz 87, 1: 39-41.


Zuber, R. (2000): Giganten und Überlebenskünstler - Bedeutung und Gefährdung der Weistanne. Faktenblatt 5, 2. Auflage. Amt für Wald Graubünden. 12 S.