Agroforstwirtschaft

ökonomisch und ökologisch attraktiv mit Paulownia

 

Mit den Schlagworten Agroforstwirtschaft oder Agroforstsysteme entwickelt sich in der Landwirtschaft aktuell ein neuer Trend, der jedoch – zumindest in Deutschland – derzeit noch ein zartes Pflänzchen ist. Dabei wird hier eigentlich nur das zusammengeführt, was zusammengehört. Das bietet nicht nur in ökologischer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht – besonders im Zusammenhang mit Kiri – handfeste Vorteile. Dagegen sind die Nachteile relativ gering oder sogar vernachlässigbar. Deshalb sieht im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft die Zukunft der Agroforstsysteme im Allgemeinen und mit Paulownia im Speziellen rosig aus.

 

 

 

Was ist Agroforstwirtschaft genau?

 

Eigentlich ist die Agroforstwirtschaft nicht ganz neu. Sie wurzelt vielmehr in einer jahrhundertealten Praxis, die nun jedoch systematischer Anwendung findet. Dabei handelt es sich um die Kombination von Wiesen, Weiden oder Ackerkulturen einerseits und Gehölzen andererseits auf einer Fläche. Somit handelt es sich um eine Form von Intercropping. Denn Intercropping zielt allgemein darauf ab, Vorteile durch den Anbau von verschiedenen Pflanzenkulturen in unmittelbarer Nähe zu genieren. Bauern haben bereits im Mittelalter im Rahmen der Schneitelbaumwirtschaft das Zurückschneiden von Bäumen auf oder an Äckern als Quelle für Viehfutter genutzt, Baumfrüchte wie Eicheln zur Tiermast verwendet, Streuobstwiesen angelegt oder Energieholz für den heimischen Ofen aus am Feldrand gepflanzten Bäumen gewonnen.

 

Doch ab dem ausgehenden 19. Jahrhunderts nutzten immer weniger Bauern diese Agrarsysteme. Ursache war vor allem die stärkere Intensivierung und Mechanisierung der landwirtschaftlichen Prozesse. Da standen Bäume und Sträucher den größer werdenden landwirtschaftlichen Maschinen, die Felder immer schneller abernten sollten, zu sehr im Weg. Lediglich in Form von Windschutzhecken finden sich am Rand von Äckern und Wiesen heute häufiger noch Sträucher und Bäume. Auch Streuobstwiesen sind noch nicht ganz aus dem Landschaftsbild verschwunden.

 

Doch schon bald könnten diese nachhaltigen Systeme der Landnutzung Agrarlandschaften wieder stärker prägen. Das hat mehrere Gründe. So berücksichtigen Agroforstwirtschaft und Intercropping die Erfordernisse moderner Landwirtschaftstechnik in Form von Agroforstsystemen nun oft explizit. In diesem Zusammenhang ist es etwa üblich, die Gehölze nicht über das Feld verteilt, sondern in Streifen anzupflanzen. Dadurch stören Bäume und Sträucher die landwirtschaftliche Nutzung so wenig wie möglich. Gleichzeitig lassen sich viele moderne Landwirtschaftsmaschinen heute so flexibel einsetzen, dass einzelne Bäume oder Sträucher keine relevante Beeinträchtigung mehr darstellen.

 

 

 

Welche Vorzüge bieten Agroforstsysteme?

 

Agroforstsysteme bieten vielfältige Vorteile, die nicht nur unserer Umwelt zugutekommen, sondern sich oft auch monetär auszahlen. So lassen sich Flächen neben oder unter Bäumen nicht nur für die Haltung von Nutztieren, sondern auch für Ackerkulturen nutzen. Dabei binden die Bäume und Sträucher gezielt klimaschädliches Kohlendioxid, das sonst in die Atmosphäre entweichen würde. Bei Bäumen – wie Paulownia – die aus erstklassigem Stamm- oder Wertholz bestehen, ist dieser Effekt besonders groß. So bindet der Holzzuwachs von Paulownien pro Hektar und Jahr im Rahmen unseres Konzepts „Grünland Plus“ etwa sechs Tonnen Kohlendioxid zusätzlich. Gleichzeitig erhöhen und sichern Bäume und Sträucher die Biodiversität, indem sie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten. So ist etwa die Paulownia ein beliebter Baum für Bienen.

 

Agroforstsysteme zahlen sich auch finanziell aus. So lässt sich aus Bäumen je nach Art und Erntezeitpunkt Energieholz, Stammholz oder Wertholz gewinnen. Hier sind Paulownien besonders attraktiv. Denn diese Bäume wachsen nicht nur schnell, sondern schlagen nach der Ernte auch aus der Wurzel wieder aus. Dadurch eignet sich der Baum sowohl für die rasche Gewinnung von Energieholz als auch für die langfristige Ernte von Wertholz. So lassen sich durch unser Konzept „Grünland Plus“ die Deckungsbeiträge des Grünlandes um rund 2.000€ ha/a steigern.

 

Weil die Wurzeln der Kiri schnell bis tief in das Erdreich wachsen, bilden sie darüber hinaus einen wichtigen Schutz gegen Erosion, der besonders bei Hanglagen eine wichtige Rolle spielt. Zudem verbessern Gehölze das Mikroklima und haben einen positiven Einfluss auf die Versorgung mit Nährstoffen und Wasser in der Umgebung. Sie spenden nicht nur Schatten und minimieren so die Wasserverdunstung, sodass die benachbarten Ackerpflanzen auch Trockenperioden besser überstehen. Durch nährstoffreiche Biomasse – die aus abgestorbenen Blätter-, Gehölz- und Wurzelteilen besteht – nimmt auch die Fruchtbarkeit des Bodens zu. Tiefer wurzelnde Bäume wie die Kiri fungieren in diesem Zusammenhang sogar als regelrechte Pumpen für Wasser und Nährstoffe aus unteren Bodenregionen. Dadurch liefert ein mit geeigneten Bäumen bestückter Agroforst insgesamt nicht nur konstantere, sondern auch höhere Erträge.

 

Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Agroforstsysteme dazu geeignet sind, das Grundwasser zu schützen und dessen Qualität – etwa in Bezug auf eine niedrigere Nitratkonzentration – zu verbessern. In diesem Sinne dienen sie mit ihrer Biomasse als eine Art Schutzschild, der den Übergang von schädlichen Stoffen in Gewässer verhindert oder zumindest reduziert. Zu den ökonomischen und ökologischen Vorteilen von Agroforstwirtschaft kommen noch weitere Argumente hinzu, die sich in keiner dieser beiden Kategorien fassen lassen. So empfinden viele Menschen die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern oft als angenehm und sehen darin einen willkommenen Schmuck für die Landschaft, der die empfundene Lebensqualität steigert.

 

 

 

Welche Nachteile haben Agroforstsysteme?

 

Auch wenn die vielfältigen Vorzüge der Agroforstsysteme ihre potenziellen Nachteile in der Regel deutlich übersteigen, lassen sich Letztere nicht wegdiskutieren. Diese sollten bei einer Entscheidung für oder gegen einen Agroforst im Vorfeld also unbedingt Berücksichtigung finden. So verursachen Agroforstsysteme zwangsläufig vor allem zu Beginn Kosten, die sich monetär erst nach einigen Jahren auszahlen. In diesem Zusammenhang ist es nötig, nicht nur Flächen für die Anpflanzung, sondern auch Kapital langfristig zu binden. Das mindert die Flexibilität im Hinblick auf eine Verpachtung oder einen Verkauf der Flächen. Anfangskosten, Kapitalbindung und geringere Flexibilität sind allerdings Merkmale, die für eine Vielzahl von Investitionsvorhaben typisch sind.

 

Zudem ist für die Bewirtschaftung sowie Pflege der zusätzlichen Biomasse aus Bäumen oder Sträuchern ein höherer Arbeitsaufwand notwendig. Allerdings fällt dieser Aufwand vor allem in den Wintermonaten an, in denen meistens weniger landwirtschaftliche Arbeiten notwendig sind. Zudem ist besonders die Kiri sehr pflegeleicht. Etwaige Probleme bezüglich der Konkurrenz von mehreren Pflanzen um Licht und Raum lassen sich außerdem durch die kompetente Planung und Bewirtschaftung minimieren oder sogar komplett vermeiden.

 

 

 

Wie sieht die Gegenwart und Zukunft der Agroforstwirtschaft aus?

 

 

Das Interesse am Thema Agroforst nimmt seit einigen Jahren stetig zu. Grund dafür dürfte ein stärkeres Bewusstsein für die negativen Folgen des Klimawandels und drohende Verluste im Bereich der Biodiversität sein. Dennoch gibt es in Deutschland aktuell relativ wenige Agroforstsysteme. Das dürfte daran liegen, dass es in der Bundesrepublik – bis auf das System „Streuobstwiesen mit Grünlandnutzung“ – keine Fördergelder gibt. Das dürfte sich jedoch bald ändern. Denn mit Agroforstsystemen beschäftigen sich bereits mehrere Verordnungen der Europäischen Union. Diese müssen die Mitgliedsstaaten zwingend in nationales Recht umsetzen. Frankreich ist hier bereits weiter als Deutschland und gewährt für Baumstreifen und Ackerkulturen identische Zahlungen. In Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz gibt es sogar bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten Fördergelder für Agroforst. So dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch Deutschland entsprechende Förderungen für eine nachhaltige Landwirtschaft offeriert und so beim Klimaschutz und der Erhaltung der Biodiversität einen großen Schritt nach vorne macht.

 

 Siehe auch: (Schlussbericht des Projekts agroforst; Universität Freiburg)