Vogelkirsche (Prunus avium)

Alles von der Pflanzung über die Pflege bis hin zum Holz!


Vogelkirsche (Prunus avium) Februar 2024

 

Prunus avium

Qualität: 0/1 im Container 

Größe: 20-30cm

Herkunft: 814 02 und 814 04 (siehe Auswahl)

Versand: ab 27.02.2024 / oder Absprache 

 

 

 

ab 1,39€ je Pflanze
 

149,00 €

94,00 €

  • 10 kg
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 Herkunft



Kurz und knapp

  • Anspruchsvolle, heimische Lichtbaumart, welche das Waldbild im Frühjahr besonders durch ihre weiße Blütenpracht bereichert und eine große Bedeutung als Biotopbaum besitzt
  • Benötigt zur Wertholzproduktion intensive Pflege (Konkurrenzregulierung, Wertastung)
  • Bietet neben einem wertvollen, sehr dekorativen Holz Nahrung für Vögel und eine beliebte Nutzung als Bienenweide
  • Wächst als Lichtbaumart in krautreichen Mischwäldern, in Niederungen, an Waldrändern und in Hecken und Feldgehölzen und auch in den Alpen in Höhenlagen von bis zu 1.800 m ü. NN
  • Wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, sommerwarmen, mäßig frischen bis frischen Standorten mit hoher Basensättigung
  • Ist durch ihre Wärme- und Trockenheitstoleranz interessant als Baumart im Klimawandel

Vorteile:

+ raschwüchsig und gute Schattenverträglichkeit in der Jugend

+ gute Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit

+ ansehnliches und hochpreisiges Holz

+ schöne Blütenpracht und schmackhafte Kirschen

 

Nachteile:

- benötigt sehr gute Standorte

- hoher Pflegeaufwand

- recht hohe Frost- und Verbissgefährdung



Vogelkirsche - Steckbrief

Wuchs

Aussehen (Habitus)

Abgerundete Krone, Ringelkork mit Korkwarzenbändern

Höhe 20 – 30 m
Durchmesser (BHD) 0,5 – 0,7 m

Wuchstempo

Raschwüchsig
Wurzelsystem Herzwurzler (weitreichend mit wenig Feinwurzeln)
Lebenserwartung   Bis zu 100 Jahre
Hiebreife 50 – 90 Jahre

Standort

Verbreitung Heimisch (Europa bis Kaukasus und Südost-Asien)
Boden Frisch, tiefgründig, kalkreich mit hoher Basensättigung (Schlagflächen, Auwälder), leicht sauer, sandig bis lehmig
pH-Wert 5,5 – 8,5
Nährstoffbedarf hoch
Wasserbedarf mäßig - hoch
Lichtbedarf Halbschattenbaumart
Jahrestemperatur (Ø) 5 – 15 °C
Trockenheitstoleranz mäßig - hoch
Staunässetoleranz niedrig
Frosthärte mäßig (spätfrostgefährdet)

Pflanzung

Pflanztermin Herbst
Pflanzabstand 1,5 x 10 m; 3 x 13 m; 5 x 5 m
Verbiss

hoch

Konkurrenzkraft

mäßig

Holz

Aussehen Weißlich bis gelblichgrauer Splint mit rötlichbraunen, gelegentlich grün gestreiftem Kern
Rohdichte 520 – 700 kg/m3
Besonderheit

Ansehnliches Holz mit guten Festigkeitseigenschaften

Verwendung

Furnierholz, Möbel, Innenausbau, Parkett, Musikinstrumente, Gebrauchsgegenstände

Blatt

Form Länglich eiförmig bis elliptisch, zugespitzt, unregelmäßig gesägt
Größe 7 – 12 cm
Herbstfärbung

Gelb bis rot

Laub

sommergrün

Blütenstand

Form Dolden mit Blütenbechern
Farbe Weiß
Größe

2,5 - 3,5 cm breit

Blütezeit

April - Mai

Frucht

Form Steinfrucht, kugelig
Farbe Schwarzrot
Größe 1 – 2,5 cm
Reife Juli - August
Essbar  ja

Beschreibung

Die Wildform der Kultursüßkirsche ist bis auf den äußersten Norden heimisch in ganz Europa. Ihre Verbreitungsgrenzen befinden sich in Westsibirien, Kleinasien, im Kaukasus und in Nordafrika. Die größten deutschen Ballungsgebiete sind der Steigerwald, der Raum Göttingen und am Bodensee. Dort tritt sie in mehreren Waldgesellschaften des Tieflandes, besonders mit Eiche, Rotbuche, Kiefer, Linde und Erle auf. In den letzten 20 Jahren wurde diese typische Pionierbaumart häufig im großem Stil auf Sturmflächen eingebracht und erhält immer mehr Beachtung als ein klimarobustes und ökologisch wertvolles Edelgehölz der Zukunft.

 

Die Vogel- Süßkirsche erreicht je nach Standort Höhen zwischen 20 – 30 m bei einem BHD von 50 – 70 cm. Sie erreicht ein Alter von ca. 100 Jahren.

 

Potenzielle Rolle im Klimawandel

Da die meisten sich als Klimabaum etablierten Baumarten fremdländisch sind, bietet die hier heimische Vogelkirsche eine interessante Alternative. Waldbaulich zwar sehr anspruchsvoll, sticht sie jedoch im Vergleich zu anderen hier heimischen Baumarten mit ihrer Raschwüchsigkeit, Trockenheits- und Wärmetoleranz hervor. Die Umtriebszeit kann auf optimalen Standorten nur 60 – 80 Jahre betragen, wodurch das wertvolle und stark nachgefragte Holz sehr früh geerntet werden kann. In dieser Zeit bietet sie eine bodenpflegliche Laubstreu und mit ihrer einzigartigen Blütenpracht eine wichtige Nektarquelle für Bienen und andere Insekten. Ihre Früchte bieten zusätzlich Nahrung für zahlreiche Vogelarten, Eichhörnchen, Bilche und Mäuse.

 

Ökologie & Standort

P. avium wächst optimal auf tiefgründigen, mäßig frischen bis frischen, sommerwarmen Standorten mit einer hohen Basensättigung. Dabei werden gerne Schlagflächen, Auwälder und unbenutzte Weiden im Tiefland bis 1.700 m ü. NN von ihr besiedelt. Dort ist sie neben der Aspe (Populus tremula) und dem Bergahorn (Acer pseudoplatanus) die einheimische Baumart mit dem schnellsten Jugendwachstum (bis 1 m pro Jahr möglich). Saure, sehr dichte und schattige Standorte oder Böden mit stagnierender Nässe eignen sich nicht für eine Anpflanzung.

 

Einen anhaltenden Schirm verträgt sie nicht, toleriert im juvenilem Stadium auf nährstoffreichen Böden aber gewisse Schatten- bis Halbschattensituationen. Langfristig führt der Lichtmangel allerdings zu einer reduzierten Vitalität, toten Ästen und die Bildung von Wasserreisern. Letzteres tritt wie bei der Eiche (Quercus robur; Quercus petraea) auch bei einer plötzlichen Freistellung auf. Hinzu kommen potenziell Rindenbrände und Klebäste.

 

Vogelkirschen bilden ein weitreichendes, mäßig tiefes Herzwurzelsystem mit einem geringen Feinwurzelanteil. Es entwickeln sich vorwiegend weitstreifende, mittelstarke Wurzeln (bis 15 m um den Stamm) statt einzelne starke Grobwurzeln.

 

Schadfaktoren

Als frühblühende Pflanze sind besonders die Knospen und Blüten frostgefährdet. Auch besteht bei der Vogelkirsche durch ihr eher flachgründiges Wurzelsystem und ihrer Vorwüchsigkeit im Bestand ein hohes Windwurfrisiko. Sie wird sehr gerne verbissen, sodass Schutz, z. B. durch Wuchshüllen erforderlich ist.

 

Erwähnenswerte biotische Schädlinge sind bei Stresssituationen der Hallimasch (Armillaria spp.), Monilia spp. (Triebsterben) und die durch Phloeosporella padi verursachte Sprühfleckenkrankheit. Dazu kommen zahlreiche Schadinsekten bzw. schädliche Raupenarten. Als wichtiges Beispiel sei hier die Kirschen-Blattlaus (Myzus cerasi) genannt, welche seit einigen Jahren verstärkt Einzelbäume und ganze Bestände befällt. Die Folgen sind gekräuselte Blätter und verkümmerte Leittriebe, welche die Wertholzproduktion erschweren.



Waldbauliche Behandlungsempfehlung

Für eine Begründung als Reinbestand ist die Vogelkirsche aufgrund ihrer Windwurfgefährdung ungeeignet. Es haben sich trupp- bzw. gruppenweise Beimischungen mit 5.000 Stk./ha in Buchen-, Eichen-, Kiefern- und Ahornbeständen bewährt in Kombination mit einer Schattenbaumart (z. B. Hainbuche, Rotbuche, Linde) zur natürlichen Astreinigung.

 

  • Pflanzung: Es sollte ein enger Pflanzverband gepflanzt werden, um Dichtstand und Seitendruck für ein gerades und gleichmäßiges Wachstum im schnellwüchsigen Jugendstadium zu gewährleisten. Ziel ist ein Jungbestand mit dichter Dickung, welcher in der Regel nur ein bis zwei schwache Pflegedurchgänge (Negativauslese) benötigt. Dabei werden Protzen und schlecht geformte Bäume geringelt oder geköpft, nicht entnommen, um die Dickung zu erhalten.

  • Z-Baumauswahl: Sobald ausreichend grünastfreie Schaftlängen (im Normalfall 25 % der erwarteten bzw. gewollten Endhöhe im Alter von 17 – 22 Jahren) vorhanden sind, erfolgt die Auswahl der Z-Bäume nach Vitalität und Stammform. Die Z-Bäume sollten so freigestellt werden, dass zwischen den einzelnen Bäumen 12 – 14 m Abstand herrscht. Dies ergibt 40 – 60 Stk./ha. De Aufbau des Z-Baumbestand sollte stufenweise erfolgen, um optimale Wuchsformen zu erzielen und die Bildung von Wasserreisern zu verhindern (nicht mehr als zwei Bedränger entnehmen)

  • Wertastung: die Wertastung ist bis zu einem Baumalter von 20 Jahren bei der Vogelkirsche unbedingt notwendig, wenn man wertiges Holz erzielen möchte. Dies sollte schon bei geringen Astdurchmessern durchgeführt werden bzw. im Bestandesalter von 4 Jahren

Die Vogelkirsche ist auf guten Standorten bereits im Alter von 60 – 80 Jahren hiebsreif.

 

Holzeigenschaften und Verwendung

Das ansehnliche, mittelschwere Kernholz ist hell-rötlichbraun mit gelegentlicher Grünstreifigkeit und besitzt eine harmonisch feine Maserung. Es ist leicht zu bearbeiten, besitzt gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften, ist nur wenig dauerhaft und eignet sich gut zum Drechseln. Kirschholz gilt als sehr edles und hochwertiges Holz und ist äußerst gefragt im dekorativen Innenausbau. Dort dient es als Furnier oder in massiver Form als Möbel- und Parkettholz, als Decken- und Wandverkleidung oder zur Herstellung von Schmuckartikeln, Musikinstrumenten oder Gebrauchsgegenstände (z. B. Bürstenrücken, Messergriffe oder Zierkästen).


Bilder



Quellen

Albrecht, L. (2010): Waldbauliche Erfahrungen mit der Vogelkirsche. LWF Wissen 65, S. 24 – 33.


Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (2017): Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe – eine Stoffsammlung. Forst BW.


FVA Baden-Württemberg, Referat 83 FR, und FGeo. (2011): Die Vogelkirsche (Prunus avium L.) Praxis-Infoblatt zur Wertholzproduktion. ForstBW Praxis, 1/2011, 5 S.


GD-Holz (2020): Kirschbaum (europäisch) – Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/kirschbaum-europaeisch.html.


Häne, K. (2010): Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirsche. Bündnerwald 63, 4: 63-66.


Hessenforst (2016): Hessische Waldbaufibel – Grundsätze und Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise im hessischen Staatswald. Februar 2016, HessenForst.


Jeske, H.; Grosser, D. (2010): Das Holz des Kirschbaums – Eigenschaften und Verwendung. LWF Wissen 65, S. 64 – 69. (PDF, 334 KB)


Kändler, G. (2010): Die Vogelkirsche – eine seltene Baumart im Spiegel der 2. Bundeswaldinventur. FVA-einblick 01/10, S. 8-9.


Niedersächsische Landesforsten (2019): Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten. Aus dem Walde – Schriftreihe Waldentwicklung in Niedersachsen, Heft 61. Niedersächsische Landesforsten, NW-FVA Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt.


Raftopoulo, J. (2010): Die Rolle der Vogelkirsche in einheimischen Waldgesellschaften. LWF Wissen 65, S. 57 – 62.


Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.


Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.