Flatterulme (Ulmus laevis)

Alles von der Pflanzung über die Pflege bis hin zum Holz!


Flatterulme (Ulmus laevis) HkG 4 - Oktober 2024

 

Ulmus laevis

Herkunft: HkG 4

Qualität:  1/1 im Container 

Größe: 20-50cm

Versand: ab 04.10.2024 / oder Absprache

 

ab 2,39€ je Pflanze
 

39,00 €

34,00 €

  • 4 kg
  • verfügbar
  • Versand siehe Artikelbeschreib.1

Kurz und knapp

  • Vom Ulmensterben in Deutschland am wenigsten betroffene einheimische Ulmen-Art, jedoch befinden sich die inzwischen sehr selten gewordenen Bestände durch die anthropogen verursachte Umgestaltung des Lebensraumes und den dadurch resultierenden stark eingeschränkten Genaustausch im kritischen Zustand
  • Ulmen-Aufforstungen sind für die Gattungserhaltung unbedingt notwendig
  • Mischbaumart besonders in Auwäldern in Vergesellschaftung mit Eiche oder Esche
  • Bevorzugt hügelige, warme Landschaften mit sickernassen, nährstoff- und basenreichen Lehm- und Tonböden
  • Bietet ein hochwertiges sowie dauerhaftes und dekoratives Holz 

Vorteile:

+ nicht betroffenen vom berüchtigtem Ulmensterben

+ eignet sich für stark vernässte Standorte und Niedermoore

+ gute Frosthärte

+ verträgt Immissionen sehr gut und ist so auch als Stadtbaum geeignet

 

Nachteile:

- im Forst wenig beachtet und dadurch kaum waldbauliche Erfahrungen

- muss im Bestand gezielt gefördert werden



Flatterulme - Steckbrief

Wuchs

Aussehen (Habitus)

Lockere, markant unregelmäßig gewölbte Krone, längsrissige Borke

Höhe 15 – 40 m
Durchmesser (BHD) Bis 3 m

Wuchstempo

Mäßig (in der Jugend raschwüchsig)
Wurzelsystem Pfahl- bis Herzwurzler mit Brettwurzeln (tiefreichend)
Lebenserwartung   150 – 250 Jahre
Hiebreife  70 – 140 Jahre

Standort

Verbreitung Selten, heimisch (Mitteleuropa bis Kaukasus und Kleinasien)
Boden Nasse, periodisch überflutete Lehm- bis Tonböden (auch Sand), basenreich, geeignet für vergleyte Böden, Bruch- und Auwälder, Niedermoore
pH-Wert 5,5 - 8
Nährstoffbedarf mäßig - hoch
Wasserbedarf hoch
Lichtbedarf Halbschattenbaumart
Jahrestemperatur (Ø) 10 – 15 °C
Trockenheitstoleranz mäßig - hoch
Staunässetoleranz hoch
Frosthärte hoch (evtl. frühfrostgefährdet)

Pflanzung

Pflanztermin Herbst
Pflanzabstand 1,5 x 2 m
Verbiss

möglich

Konkurrenzkraft

mäßig - hoch

Holz

Aussehen Gelblich heller bis hellbrauner Splint mit dekorativen gelbbraunen Kern
Rohdichte 550 – 700 kg/m3
Besonderheit

Seltenes und begehrtes Holz mit guter Festigkeit

Verwendung

Furnierholz, Möbel, Innenaustattung, Schichtparkett, Spielwaren, Sportgeräte

Blatt

Form Elliptisch bis verkehrt eiförmig, asymmetrisch, scharf gesägt
Größe 5 – 12 cm lang
Herbstfärbung

Leuchtend gelb

Laub

sommergrün

Blütenstand

Form Vielblütige, überhängende, "flattrige" Büschel
Farbe Grünlich bis rötlich
Größe

0,3 - 0,5 cm

Blütezeit

März - Anfang April (vor Blattaustrieb)

Frucht

Form Scheibenförmig flach, breit oval bis rund
Farbe Grün bis rötlichbraun
Größe 1 – 1,5 cm lang
Reife April - Juni
Essbar ungenießbar

Beschreibung

Der Baum des Jahres 2019 ist überall in den gemäßigt-kontinentalen Gebieten bis 600 m Höhe ü. NN von Mitteleuropa bis Ostasien verbreitet. Unter den hier heimischen Ulmenarten ist sie am seltensten anzutreffen und besiedelt mit Vorliebe und nahezu ausschließlich die Fluss- und Seenlandschaften im Nordosten Deutschlands sowie die Niederungen und Auen des Rheins. Als Park- und Alleebaum ist sie wiederrum häufiger anzutreffen.

Unter den Ulmenarten bildet sie zusammen mit der Amerikanischen Ulme (Ulmus americana) eine eigene Verwandtschaftsgruppe, die Weiß-Ulmen (Untergattung Oreoptelea). Unter natürlichen Bedingungen kommt es nicht zu einer Hybridisierung mit den heimischen Arten Berg- (U. glabra) und Feldulme (U. minor). Eine botanische Unterscheidung der Ulmenarten in Deutschland ist schwierig. Allerdings besitzt die Flatterulme lang gestielte, locker hängende Blätter (im Wind „flatternd“) und auffallend schlanke und spitze Knospen, wodurch sie sich von den anderen Ulmen-Arten unterscheiden lassen kann.

Die Flatterulme wird je nach Standort 15 – 40 m hoch, bis zu 3 m dick und erreicht ein Alter von 150 – 250 Jahren, in Ausnahmefällen bis 500 Jahre. Die Krone ist markant unregelmäßig gewölbt. Ebenso artcharakteristisch ist die Ausbildung von sogenannten Brettwurzeln. Krone und Wurzel geben der Ulme ein ästhetisches und auch etwas bizarres Aussehen.

 

Potenzielle Rolle im Klimawandel

Die Erhaltung der Ulmen im deutschen Wald spielt aus ökologischer Sicht eine große Rolle. Gegen Ende der 1960er Jahre wurde durch den Import von befallenen Furnierstämmen aus Nordamerika der aggressive Gefäßpilz Ceratocystis ulmi nach Europa gebracht, wo er mittels des Vektors Scolytus scolytus (Ulmensplintkäfer) bis heute das weitreichende Ulmensterben verursacht, dessen Verlauf und Ursache bis heute noch nicht ganz geklärt sind. Im Gegensatz zur Berg- und Feldulme weist die Flatterulme allerdings eine Feldresistenz gegenüber der Schaderreger auf und wird bisweilen vom Pilz verschont. Somit repräsentiert die Flatterulme momentan den letzten hier heimischen Vertreter ihrer Gattung und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität unserer Wälder. Mittlerweile wurden durch die Bekämpfung der Krankheitserreger und die Einkreuzung resistenter Ulmenarten Fortschritte erzielt und es besteht bisweilen verhaltener Optimismus, dass das Ulmensterben entschleunigt wird.

 

Die forstliche Beurteilung der Flatterulme ist im Wandel. Als kaum vorkommende Baumart wurde sie bisher völlig unterschätzt. Jedoch wird sie mehr und mehr interessanter, was mit ihren relativ geringen Standortsansprüchen und schnellen Jugendwachstum zusammenhängt. Sie gehört zu den wenigen Baumarten, die mit sehr widrigen Standortsverhältnissen wie Überschwemmungen, vergleyten Böden oder starker Wechselfeuchte zurechtkommt. Daher kann sie mit ihrer Robustheit zur Stabilisierung dieser Flächen beitragen und auch zur Wiederaufforstung von (ehemaligen) Standorten der Esche (Fraxinus excelsior), welche eine ähnliche Standortsamplitude aufweisen. Zusätzlich bildet sie ein wertvolles und begehrtes Holz aus (siehe Holzeigenschaften).

 

Ökologie & Standort

U. laevis ist eine Halbschattenbaumart und kommt wie bereits erwähnt in sommerwarmen Au- und Bruchwaldgebieten vor, im Tiefland gerne vergesellschaftet in Eichen- oder Eschenwäldern. Dort benötigt sie nasse, nährstoff- und basenreiche Lehm- und Tonböden, die periodisch überflutet werden. Auf diesen Standorten gilt sie als konkurrenzstark und als Standortszeiger für Gleyböden. Im Vergleich zu ihren Gattungsverwandten U. glabra und U. minor besitzt sie etwas weniger Nährstoffansprüche und kann auch auf sandigen Bruchwaldstandorten wachsen.

 

Schadfaktoren

Zu möglichen biotischen und abiotischen Schadfaktoren ist in der Literatur sehr wenig zu finden, was für die Robustheit von U. laevis sprechen kann. Die Flatterulme ist spätfrost- und winterhart. Wie schon ausführlich beschrieben, bleibt sie vom Ulmensterben verschont.

 

Waldbauliche Behandlungsempfehlung

Im Waldbau wurde der Flatterulme bisher kaum Beachtung geschenkt. Im Nieder- und Mittelwaldbetrieb, welche in Deutschland kaum praktiziert werden, ist bzw. war sie dank ihrer guten Stockausschlagsfähigkeit begehrt als Mischbaumart in Eichen- und Eschenbeständen. Wie die Eiche reagiert die Flatterulme auf plötzliche Freistellung mit einer starken Bildung von Wasserreisern. Die Streu zersetzt sich rasch und fördert so günstige Humusformen.

 

Als Park- und Stadtbaum ist die Flatterulme sehr gut geeignet, sie gilt als frost- und winterhart und als sehr immissionstolerant.

 

Holzeigenschaften und Verwendung

Ulmen- bzw. Rüsterholz ist mäßig schwer, hart, außerordentlich zäh und besitzt gute Festigkeitseigenschaften. Das Holz der Flatterulme besitzt etwas geringere Festigkeitseigenschaften als das der Berg- und Feldulme, wird aber in den gleichen Bereichen verwendet. Das Kernholz ist gelbbraun und besitzt eine dekorative Maserung. In erster Linie findet es Anwendung als Ausstattungs- und Furnierholz für Möbel, Paneele, Türblätter, Schichtparkett, Treppen, Spielwaren oder Sportgeräte aller Art. Aufgrund des Ulmensterbens und des fehlenden Waldbaus mit der Ulme sind die Holzaufkommen europäischer Herkünfte derzeit sehr begrenzt.



Bilder


Quellen

Aas, G. (2019): Die Flatterulme (Ulmus laevis): Verwandtschaft, Morphologie und Ökologie. LWF Wissen 83, S. 7 – 12.

 

Dörken, V. M.; Jagel, A. (2020): Ulmus laevis – Flatter-Ulme, Flatter-Rüster (Ulmaceae), Baum des Jahres 2019. Jahrb. Bochumer Bot. Ver., 11, S. 331 – 338.

 

GD-Holz (2020): Ulme – Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/ulme.html.

 

Häne, K. (2019): Die Flatterulme (Ulmus laevis). https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/laub/wsl_flatterulme/index_DE

 

Landesforstanstalt Eberswalde (2007): Erfassung der genetischen Ressourcen der Ulmen-Arten in Deutschland. Schlussbericht des Auftrages „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen der Schwarzpappel und der Ulmenarten in Deutschland. BMEL.

 

Mettendorf, B. (2019): Die Flatterulme - Baum des Jahres 2019. FVA-einblick 1/2019, S. 30-31. https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/laub/fva_flatterulme/index_DE.

 

Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.

 

Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.