Edelkastanie, Esskastanie, Marone (Castanea sativa)

Alles von der Pflanzung über die Pflege bis hin zum Holz!


Edelkastanie, Esskastanie (Castanea sativa) Oktober-2024

 

Castanea sativa

Qualität: 1/0 im Container 

Größe: 30-50cm

Versand: ab Oktober 2024 / oder Absprache 

   

ab 1,99€ je Pflanze
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174,50 €

  • 10 kg
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Kurz und knapp

  • Mitteleuropäische Laubbaumart, welche besonders in Frankreich und Italien großflächig bewirtschaftet wird
  • Gilt in manchen deutschen Fachbereichen als heimisch und wird in wärmebegünstigten Rhein- und Moselgebieten schon länger wirtschaftlich angebaut
  • Wärmebedürftige Licht- und Pionierbaumart mit Trockenheitstoleranz und breiter Amplitude des Wasserbedarfs
  • Sehr wuchsstark in der Jugendphase, 35-jähriger Bestand in Arnsberg konnte 223 fm/ha (!) bei einer Höhe von 17,4m vorweisen (Vergleich: Buche 55 fm/ha, 10,9 m; Eiche 114 fm/ha, 14,1 m)
  • Besitzt ein hohes Stockausschlagsvermögen
  • Sehr dauerhaftes Holz ist, bis auf die Festigkeitseigenschaften, mit Eichenholz vergleichbar

Vorteile:

+ sparsam in den Wasser- und Nährstoffansprüchen

+ gut geeignet für trockene Standorte

+ schmackhafte Maronen ab etwa 25 Jahren

+ beständiges und dekoratives Holz der Eiche ähnlich

 

Nachteile:

- verträgt als wärmeliebender Baum nur bedingt Winterkälte

- sehr schadanfällig auf zu feuchten Böden



Edelkastanie - Steckbrief

Wuchs

Aussehen (Habitus)

Breit ausladende, hoch gewölbte Krone, tief längsrissige Borke

Höhe 15 – 33 m
Durchmesser (BHD) 0,6 – 1,2 m

Wuchstempo

Mäßig - hoch (in der Jugend raschwüchsig)
Wurzelsystem Pfahlwurzler
Lebenserwartung   500 – 600 Jahre
Hiebreife 60 – 120 Jahre

Standort

Verbreitung Heimisch (Mittel- bis Südeuropa)
Boden Tiefgründig, locker, leicht sauer, auch vulkanische Standorte
pH-Wert 4,5 - 6
Nährstoffbedarf Niedrig - mäßig
Wasserbedarf Gering - mäßig
Lichtbedarf Lichtbaumart (in der Jugend auch Halbschatten)
Jahrestemperatur (Ø) 8 – 15 °C
Trockenheitstoleranz Hoch
Staunässetoleranz Sehr niedrig
Frosthärte Mäßig (spätfrostgefährdet)

Pflanzung

Pflanztermin  Herbst
Pflanzabstand  2 x 2 m; 3 x 3 m
Verbiss

 hoch

Konkurrenzkraft

 hoch

Holz

Aussehen Weißlich gelber Splint, oft mit dunkelbraunen, fein gestreiftem Kern
Rohdichte  540 – 660 kg/m3
Besonderheit

 Witterungsbeständig und sehr dekorativ

Verwendung

Bauholz (Erdkontakt möglich), Rebpfähle, Fässer, Möbel, Innenausbau, Parkett, Furnierholz

Blatt

Form Länglich lanzettlich, grob gezähnt
Größe 12 – 25 cm lang
Herbstfärbung

Goldgelb - orange

Laub

sommergrün

Blütenstand

Form Perlschnurartig angeordnet
Farbe Gelblich-weiß (♂),  weiß (♀)
Größe

10 - 20 cm lang

Blütezeit

Ende Mai – Mitte Juli

Frucht

Form Stacheliger Fruchtbecher mit Nussfrucht (Marone)
Farbe Fruchtbecher grün – bräunlich, Marone schokobraun
Größe Nuss 1 – 5 cm breit
Reife September - Oktober
Essbar ja

Beschreibung

Das Ursprungsgebiet der Edel- bzw. Esskastanie oder Marone lässt sich heute nur noch ungefähr ermitteln, da die Römer sie großflächig vorwiegend als Nahrungslieferant in Europa verbreitet haben. Das natürliche Verbreitungsgebiet wird in Kleinasien und im östlichen Mittelmeerraum vermutet, wo sie bis auf eine Höhe von 1.500 – 1.800 m ü. NN wächst. Heute wächst sie in den wärmebegünstigten Lagen Mitteleuropas bis östlich zum Kaukasus und westlich zu den Pyrenäen. In Frankreich und Italien ist sie eine wichtige Wirtschaftsbaumart und wird dort besonders für die Herstellung von Rebpfählen für den Weinbau traditionell genutzt. Durch die langjährige Nutzung existieren neben der natürlich vorkommenden Art mehrere genetische Differenzierung, wovon sich die domestizierten Variationen sowohl zur Maronen- als auch zur Holzproduktion eignen.

 

In Deutschland kommt C. sativa nur punktuell in wärmebegünstigten Lagen vor. Diese befinden sich besonders in der Rheinebene, im Moselgebiet, im Odenwald und im Taunus. Die forstliche Bedeutung der Edelkastanie spielt momentan nur eine untergeordnete Rolle und wird von vielen (fälschlicherweise) „nur“ als Kulturbaum angesehen.

Der Baum wird im Durchschnitt 15 – 33 m hoch, bei einem maximalen Alter von 500 – 600 Jahren.

 

Potenzielle Rolle im Klimawandel

Der Edelkastanie wird mehr und mehr ein hohes Potenzial im Klimawandel zugesprochen, da sie mit Trockenheit gut zurecht kommt und ein sehr rasches Jugendwachstum vorweisen kann. Ihre Etablierung als Wirtschaftsbaumart zeigt in den letzten Jahren eine immer weiter ansteigende Tendenz. Als noch größer könnte sich ihr ökologisches Potenzial erweisen. Im Rahmen eines Projektes zur Analyse der Eignung der Edelkastanie als Biotop wurden zahlreiche Moose, Flechten, Pilze und über 1.000 Insektenarten in Kastanienbeständen dokumentiert. Durch die Befunde ließ sich feststellen, dass struktur- und totholzreiche Edelkastanienbestände eine ähnliche faunistische und naturschutzfachliche Bedeutung erlangen können wie alte Eichenbestände. Zusätzlich bieten die Früchte wertvolle und proteinreiche Nahrung für zahlreiche Säugetiere, die Blattstreu ist leicht zersetzbar und die Blüten eine attraktive Nektarquelle für Bienen und andere Insekten.

 

Kaum eine andere Baumart bietet so eine Vielseitigkeit wie die Esskastanie. Durch ihre Vielseitigkeit in ihrer Nutzung und durch ihre besonderen Holzeigenschaften wird sie gerade im Zuge des Klimawandels deutlich an Bedeutung gewinnen.

 

 

Ökologie & Standort

C. sativa hat mit 600 – 1600 mm/Jahr eine sehr breite Amplitude des Wasserbedarfs und kann daher auch auf trockeneren Böden gut wachsen. Bevorzugt werden saure Böden mit hohem Kalium- und Phosphorgehalt. Letzterer ist zwar entscheidend für beste Wuchsleistungen, sie gedeiht aber auch auf nährstoffärmeren Böden wie z. B. auf vulkanischen Standorten. Ihr Wuchsoptimum erreicht sie auf tiefgründigen, lockeren, frischen Böden. Nicht überlebensfähig ist sie auf schweren, stark stau- und grundwasserbeeinflussten Böden.

 

Neben einer guten Nährstoffversorgung benötigt die thermophile Baumart vorzugsweise Jahresmitteltemperaturen zwischen 8 und 15 °C bei einer ausreichend hohen Lichtversorgung. Im Jugendstadium kommt sie auch gut im Halbschatten zurecht, benötigt aber dann eine frühzeitige Freistellung der Krone.

 

Schadfaktoren

Neben Spätfrost und Schneebruch sind zwei bedeutende biotische Schadrisiken bekannt.

 

Der wichtigste Schädling ist der Schlauchpilz Cryphonectria parasitica, welcher den äußerst aggressiven Edelkastanienrindenkrebs auslöst. Im Holz wird dadurch das Kambium zerstört, was letztendlich zum Absterben von Stammabschnitten und des ganzen Baumes führen kann. Der Baum reagiert meist mit der Bildung von Wasserreisern unterhalb der Befallstelle. Oberhalb dieser vertrocknet er. Die Behandlung erkrankter Bäume mittels eines Hipovirus waren erfolgreich. Bestimmte Edelkastanien-Hybride zeigten bereits eine gewissen Resistenz gegen den Krebs.

 

Neben dem Edelkastanienrindenkrebs ist die Edelkastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) der zweitwichtigste wirtschaftliche Schädling. Ursprünglich aus Asien eingeschleppt, hat sich dieses Insekt auf Castanea spp. spezialisiert. Ein starker Befall kann zu reduzierter Triebbildung und zum Kümmern der Bäume führen.

 

Des Weiteren ist C. sativa auf sehr feuchten, staunassen oder sehr sauren Böden unter Einwirkung von Vorschäden (z. B. Frost oder Rindenverletzungen) anfällig für die Ringschäle und die Tintenkrankheit (Phytophtora spp.), welche das Holz entwerten.



Waldbauliche Behandlungsempfehlung

Da eine Aussaat von Kastanien immer mit Maßnahmen zum Fraßschutz (besonders vor Schwarzwild) verknüpft sind, werden die meisten Bestände nicht durch Saat, sondern mit der Pflanzung von Sämlingen im Weitverband (2 x 2 m oder 3 x 3 m) begründet. Die Besonderheit bei der Edelkastanie ist ihre Bewirtschaftung im Niederwaldbetrieb, welche aufgrund ihres sehr hohem Stockausschlagsvermögen besonders in Italien traditionell praktiziert wird. In Deutschland ist der Niederwaldbetrieb sehr selten geworden, weniger als 1 % der Waldfläche werden als Niederwald bewirtschaftet. Waldbauliche Erfahrungen kommen hierzulande aus Süddeutschland, Frankreich oder der Schweiz. Hier zeigten sich die besten Wuchsleistungen im Reinbestand.

 

Die Nutzungskonzepte richten sich in den ersten Jahren nach einer frühen Zuwachskulmination und einem zeitigen Kronenausbau, um die Risiken für einen Befall der typischen Schädlinge (Rindenkrebs, Ringschäle, Gallwespe, Tintenkrankheit) zu verringern. Die Auswahl der Z-Bäume erfolgt deshalb schon relativ früh im Bestandesalter zwischen 10 und 13 Jahren. Dabei werden, je nach Zieldurchmesser (für Wertholz 50 – 60 cm), 60 – 80 Z-Bäume pro ha ausgezeichnet, konsequent freigestellt und geastet. Ein regelmäßiges Eingreifen ist auch in den Folgejahren immer wieder notwendig, da sich die Bestände schnell wieder schließen und der Ringschäle so vorgebeugt wird.

 

Für Mischbestände kommen Kiefer (Pinus sylvestris), Eiche (Quercus spp.), Robinie (Robinia pseudoacacia) oder Weißtanne (Abies alba) infrage. Dabei werden die Mischbaumarten im Niederwaldbetrieb typischerweise als Überhälter stehen gelassen. Hierbei sollte aber immer auf eine ausreichende Lichtversorgung der Edelkastanie geachtet werden.

 

Holzeigenschaften und Verwendung

Das mittelschwere Holz bildet regelmäßig einen dunkelbraunen Farbkern aus und ähnelt optisch, bis auf die weniger breiten Holzstrahlen, dem Holz der Eiche. Es gilt als dauerhaft gegenüber holzzerstörenden Schadorganismen und sehr witterungsbeständig, da das Holz unter anderem einen sehr hohen Gerbsäure- und Tanninanteil hat. So wird es im Außenbau teilweise als Konstruktionsholz mit Erdkontakt eingesetzt. Der Verwendungsbereich ist sehr breit gefächert. Traditionell wird als Holz für Rebpfähle und Fässer genutzt und ist zudem ein begehrtes, aber noch unterschätztes Ausstattungsholz für Möbel, Verkleidungen, Parkett oder Treppen. Es dient auch zur Herstellung von dekorativen Furnieren und Zellstoff.


Bilder


Quellen

Bayrische Forstverwaltung für Wald und Forstwirtschaft (2020): Praxishilfe, Band II – Klima, Boden, Baumartenwahl. Zentrum Wald Forst Holz Weihenstephan. LWF Wissen.

 

Brundke, F.; Heitz, R.; Lüpke, M.; Hübner, C. (2018): Kurzportrait Edelkastanie (Castanea sativa). https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/waldbau/wuh_edelkastanie/index_DE.

 

Forster, B.; Engesser, R.; Meier, F. (2009): Die Kastaniengallwespe hat das Tessin erreicht. Waldschutz aktuell 2/2009. http://www.waldschutz.ch, 26.05.2009.

 

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (2017): Alternative Baumarten im Klimawandel: Artensteckbriefe – eine Stoffsammlung. Forst BW.

 

GD-Holz (2020): Edelkastanie – Holz-ABC. https://www.gdholz.net/holz-abc/edelkastanie.html.

 

Häne, K. (2018): Die Edelkastanie. Baum des Jahres 2018. Wald und Holz, 99 (5), 13-14.

 

Hein, S.; Ehring, A.; Wieland, A.; Hüttinger, M. (2013): Wachstumsteuerung der Edelkastanie. FVA-einblick 3/2013, S. 11-13.

 

Roloff, A.; Bärtels, A. (2008): Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. Verlag Ulmer, 4. Auflage. ISBN: 978-3-8001-8246-6.

 

Schütt, P.; Schmuck, H. J.; Stimm, B. (2013): Lexikon der Baum- und Straucharten – Das Standardwerk der Forstbotanik. Nikol Verlag, 2. Auflage. ISBN: 978-3-86820-123-9.

 

Schwab, C. (2018): Nutzung der Esskastanie. https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/holz/verarbeitung/lwf_nutzung_edelkastanie/index_DE.

 

Wambsganß, W.; Eichhorn, S.; Hapla, F. (2013): Vermarktung der Edelkastanie in der Region Haardt. AFZ-DerWald 16/2013, S. 15-17.