Borkenkäfer

Der Borkenkäfer setzt seit einigen Jahren nicht nur den deutschen, sondern auch allen europäischen Wäldern stark zu. Besonders die Arten Buchdrucker und Kupferstecher neigen sehr zu einer Massenvermehrung. Die immer häufiger werdenden Dürresommer spielen den Käfern in die Karten, wodurch in einem Sommer bis zu 3 Generationen schlüpfen können, was Schätzungen nach bei einem Weibchen zu mehr als 100 000 Nachkommen führt. Ein mit Borkenkäfer befallener Baum kann eine mögliche Nachkommenschaft von 1,5 Milliarden Käfern im folgendem Jahr nach sich ziehen. 

Hingegen die Hauptnahrungsquelle, die Fichte, macht Hitze und Trockenheit zu schaffen. Auf Grund des daraus resultierenden Trockenstress kann die Fichte nicht auf ihren natürlichen Abwehrmechanismus zurückgreifen. In gesundem Zustand produziert der Baum beim Eindringen des Käfers einen Harzfluss, der den Käfer tötet, was allerdings ab einer Menge von ungefähr 200 Käfern auch nicht ausreichend ist. Borkenkäfer sind teilweise in der Lage synchronisierte Massenangriffe auf einen einzigen Baum durchzuführen. Zur Kommunikation nutzen sie Pheromone. 

Ist eine Fichte erstmal befallen, sieht ihre Zukunft nicht rosig aus. Durch die ungewohnten Klimabedingungen geschwächt und Hunderte Käfer, die sich stetig zwischen Splintholz und Borke einen Weg durch den Bast fressen, bleibt nur die Frage was zuerst eintrifft: Wird der nächste Sturm den flachwurzelnden Baum aus dem Boden reißen oder werden die Larven und Käfer vorher die Leitungsbahnen des Baumes durchtrennen, durch die der Baum den lebensnotwendigen Austausch zwischen Krone und Wurzeln vollzieht?

Der Borkenkäfer hat zwar eine Handvoll natürliche Feinde, aber die sind nicht in der Lage die Massenvermehrung zu stoppen. Die gängigste Maßnahme gegen die Schädlinge ist, ihnen die Nahrungsgrundlage zu nehmen. Befallene Bäume werden frühestmöglich gefällt und entrindet. Für den Käfer bruttaugliches Material, was im Wald bleibt muss durch Mulchen, Hacken oder Verbrennen unbewohnbar gemacht werden. Langfristig gesehen muss die Waldstruktur angepasst werden, indem man weg von Monokulturen und hin zu Mischwäldern kommt.

In Europa entsteht so jährlich ungefähr eine Schadholzmenge von 2,9 Millionen Kubikmeter. Damit macht der Käfer etwa die Hälfte der Schäden durch biologische Schaderreger aus. Noch schlimmer ist allerdings Nordamerika betroffen. Dort wurden innerhalb von 20 Jahren 11 Millionen Hektar befallen und 240 Millionen Kubikmeter Schadholzanfall ist entstanden.

Manche Teile des Waldes sind mehr oder weniger gefährdet. So sind südlich exponierte Flächen, Kuppenbereiche, Umfeld von Sturmwürfen oder Flächen mit Vorjahresbefall stärker betroffen als kühle und feuchte Nordhänge oder auch Mischwälder.

Da Waldbesitzer zur Fällung gezwungen sind, wird der Markt mit Fichtenholz minderer Qualität überflutet, was den Preis weiter nach unten drückt. Im Zusammenspiel mit Pilzen verfärbt sich das Holz noch dazu im Außenbereich, was zu einem Wertverlust von 30% im Vergleich zum Preis für gesundes Holz führt.


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